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Zum 72. Mal kämpfen die weltbesten Skispringer um den Sieg bei der legendären Vierschanzentournee. Auch wenn sich unzählige Mythen um diese Sprungserie ranken, so bestimmt ein Thema die Tournee jedes Jahr aufs Neue: Österreich vs. Deutschland.
Neben Rot-Weiß-Rot sind auch die Farben Schwarz-Rot-Gold ziemlich angesagt im Skisprung-Zirkus. Denn unsere Lieblingsnachbarn können ebenfalls von einem Traumstart in den Weltcup-Winter sprechen und holten in Ruka und Lillehammer die restlichen fünf Podestplätze. Pius Paschke, Stephan Leyhe, Karl Geiger und Andreas Wellinger sorgten mit ihren starken Leistungen dafür, dass bei den Wettkämpfen in Skandinavien unter den Top 3 ausschließlich österreichische und deutsche Athleten zu finden waren. Grund genug, dass auch bei den DSV-Adlern unter vorgehaltener Hand mit einem Tourneeerfolg spekuliert werden darf – und der wäre mehr als überfällig.
Die Rivalität der beiden Nationen scheint in den Köpfen der Sportler und Fans fest verankert zu sein. Egal ob ein Ball getreten, ein Berg erklommen oder um Sekunden gekämpft wird: Beide schielen mit einem Auge stets auf die Leistung des anderen und sind in ihrer Sportlerehre ein wenig gekränkt, wenn sie am Ende das Nachsehen haben. Nicht anders bzw. sogar noch ein wenig mehr drückt dieses Duell auch der Vierschanzentournee seit über 70 Jahren seinen Stempel auf. Egal ob Recknagel gegen Habersatter, Danneberg gegen Schnabl, Neuper gegen Glaß, Vettori gegen Weißflog oder Widhölzl gegen Schmitt: Das länderübergreifende Match hatte viele denkwürdige Duelle und wurde vor allem im Rahmen dieser Wettkampfserie gerne medial hochstilisiert.
Ein Blick in die Geschichtsbücher liefert zusätzlichen Zündstoff für die anstehende 72. Tournee. Sowohl Österreich als auch Deutschland (Anm.: DDR miteinberechnet) stehen momentan bei 16 Gesamtsiegen. Deutschland hatte mit Weißflog (4 Siege) und Recknagel (3 Siege) zwei echte Tourneespezialisten in seinen Reihen, Österreich überzeugte als Mannschaft und holte zwischen 2008/09 und 2014/15 nicht weniger als sieben Titel in Folge, errungen von sechs verschiedenen Athleten. Obwohl Österreich seit mittlerweile fast zehn Jahren auf einen Tourneeerfolg wartet, ist das nichts im Vergleich zur Durststrecke, welche die deutschen Fans in den Knochen haben. Sven Hannawald holte vor über 20 Jahren den letzten Titel. Man könnte also den Nachbarn einen Sieg fast gönnen – aber eben nur fast.
Bei all der Rivalität, die oft auch mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist, eint beide Nationen eine Sache ohne jeden Zweifel: die Begeisterung für das Skispringen. Egal ob Oberstdorf, Garmisch- Partenkirchen, Innsbruck oder Bischofshofen: Die Fans beider Lager sorgen für eine unvergleichliche Atmosphäre und tragen ihre Idole lautstark den Hang hinunter. Dennoch will man sich auch im Stadion gegenseitig übertrumpfen: Traditionell wird nämlich bei jeder Station der Lärmpegel gemessen und am Ende ein Sieger erkoren. Immer will man besser sein als der andere und es grenzt fast an ein Wunder, dass man (noch) nicht bewertet, wer den besseren Glühwein ausschenkt.
Österreich gegen Deutschland: ein nie endendes Duell auf allen Ebenen – wir freuen uns!